Bei Demenz: Rechtlos und ausgeliefert?

traffic-light-red-clip-artDas Thema, das Silvia Matthies in ihrem Film kritisch beleuchtet, die Ruhigstellung mit Psychopharmaka betrifft bereits eine Viertelmillion alter Menschen. Sie sind so alt und krank, häufig an Demenz erkrankt, so dass sie nicht mehr alleine leben können. Auch die Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst und die Fürsorgemaßnahmen der Familie reichen nicht mehr, sie müssen ihre letzte Lebenszeit in einem Heim verbringen.

Kein Geld da für die Alten

Den meisten dementen Menschen, die sich in einem Heim aufhalten müssen, ergeht es so wie Frau Mette und meiner Mutter, Elfriede Schön, die Frau Matthies beispielhaft in ihrem Film erwähnt. Demente können sich nicht mehr selbst beschäftigen und  sind häufig nachtaktiv. Würde man sie angemessen betreuen, würde die Pflege sehr viel mehr kosten, als wir heute bereit sind, dafür bezahlen. Für demente Menschen bräuchte man nicht nur mehr Personal, sondern grundsätzlich andere Lebensformen. Auch ein positives Beispiel einer Lebensform für Demente wird in diesem Film gezeigt.

Grundsätzlich gilt jedoch, was Anette Dowideit in ihrem Buch: „Endstation Altenheim. Alltag und Missstände in der deutschen Pflege.“  beschreibt: „Manche  Altenheimketten kochen die Pudding-Nachspeisen mit Wasser statt mit Milch, um allein dadurch 30.000 Euro im Jahr zu sparen. Im deutschen Sozialsystem ist einfach kein Geld da für die Alten.“

Das Massenverbrechen: Chemische Fixierung

Schlimm bzw. kriminell wird es, wenn dementiell Erkrankte chemisch, d.h. mit Medikamenten chemisch fixiert werden, meist ohne dass die Angehörigen wissen, was mit ihnen gemacht wird. Frau Dowideit klagt  Zustände an, die auch Herr Fussek schon Jahre lang anprangert: „Mehr als 10.000 Menschen, so viele, wie die Bewohner einer Kleinstadt, werden tagtäglich mit Gurten an ihre Betten oder Rollstühle gefesselt, ohne dass sie dem zugestimmt haben. Und fast 40.000 Heimbewohner müssen Hunger oder Durst leiden. Weil die Heime kaum Pfleger haben, die ihnen Essen anreichen könnten.“

Es trifft zur Zeit  die Generation, die dieses Land nach dem Krieg aufgebaut hat, die Generation meiner Mutter. Meiner Mutter wurden  Neuroleptika gegeben, ohne es mit mir, der Bevollmächtigten, abzusprechen, weil sie nachts öfter aufstand und im Heim herumspazieren wollte. Da  in diesem Heim mit 172 Bewohnern nur 2 Personen den Nachtdienst bewältigen mussten, war auch schon eine nachtaktive Bewohnerin eine zu große Belastung.

Neuroleptika sorgen aber nicht nur dafür, dass die Bewohner nachts nicht aufstehen, sondern beschleunigen  auch den körperlichen und psychischen Abbau enorm.

Das, was wir im Film ‚Rechtlos und ausgeliefert?‘ sehen, kann unsere eigene Geschichte sein, wenn wir uns nicht ab sofort um eine Veränderung der gesellschaftspolitischen Situation kümmern.  Mit uns kann das Gleiche passieren, wenn wir alt sind – außer wir sind so reich, dass wird uns eine private 24-Stunden-Pflege leisten können. Wie z. B. die Väter  der Burda-Ehefrau Maria Furtwängler und von Frau von der Leyen, die hier von ihren dementen Vätern erzählen.

Es ist gut, wenn es ihren Vätern trotz Demenz gut geht. Noch besser wäre es, wenn sich diese beiden Damen, deren Stimmen durchaus Gewicht haben könnten, mit ihrem Wissen für die Vielzahl der dementen Menschen einsetzen würden, die weniger finanzielle Mittel haben als ihre Väter.

Auffallend ist, dass die Reichen und Berühmten meist nur aktiv werden, wenn ein Malheur sie selbst trifft. Weil z. B. ein Burda-Sohn in jungen Jahren an Darmkrebs verstorben ist, soll sich jetzt die ganze Republik koloskopieren lassen. Dafür wurde sogar eine eigene Stiftung gegründet. Wäre der junge Burda – so schlimm es ist, dass er überhaupt sterben musste, wie mehr als 30.000 Menschen pro Jahr an einem Krankenhauskeim gestorben – würden sich die Burdas jetzt um die Krankenhaus-Hygiene kümmern! Das wäre wahrhaft verdienstvoll und würde sehr, sehr viele Menschenleben retten.

In die Situation  von armen Dementen werden diese Damen und Herren nie kommen und deshalb werden sie sich auch nie für sie einsetzen. Alles andere wäre ein Wunder.

Fazit: Wir müssen uns um die Gegenwart unserer dementiell erkrankten Angehörigen und unsere eigene mögliche Zukunft selbst kümmern.

Folgendes ist für Sie und Ihre Angehörigen im Fall des Falles wichtig:

  • Erteilen Sie Personen Ihres Vertrauens so bald wie möglich Vollmachten für die Gesundheits- und  Vermögensvorsorge. Diese Vollmachten sind nicht nur wichtig, wenn Sie alt sind.  Sie können durch eine Krankheit oder einen Unfall plötzlich handlungsunfähig sein. Sollte dieser Zustand länger andauern, muss das Betreuungsgericht einen Betreuer bestellen, der für Sie handeln kann. Es kann sein, dass das Gericht nicht einen Angehörigen bestimmt, sondern einen professionellen Betreuer, der Sie nicht kennt.
  • Was die meisten nicht wissen: Auch als Ehepartner, Elternteil oder Tocher/Sohn haben Sie ohne Vollmacht keinen  Anspruch auf die Krankenakte oder Pflegedokumentation. Diesen Anspruch haben Sie nur, wenn Sie eine Vollmacht für die Gesundheitsfürsorge haben!
  • Lassen Sie sich als Bevollmächtigte/r regelmäßig eine Kopie der Kranken- Pflegedokumentation geben und überprüfen Sie die Medikation mit einem Arzt Ihres Vertrauens außerhalb der Institution, falls Ihnen etwas merkwürdig vorkommt.
  • Die Medikamentengaben an Ihre Angehörigen müssen mit Ihnen abgesprochen werden, wenn sie bevollmächtigt sind. Das ‚Absprechen‘ bedeutet, dass man Sie über die Medikation umfassend aufklärt. Es reicht nicht, wenn man zu Ihnen sagt: „Wir denken, dass dieses Medikament für Ihren Angehörigen am besten wäre.“   Medikamentengaben ganz ohne oder ohne ausreichende Risiko-Aufklärung sind Körperverletzungen. Im Fall von Neuroleptikagaben zur  Ruhigstellung muss man nicht nur eine gefährliche Körperverletzung (oft mit Todesfolge) annehmen, sondern sogar eine Freiheitsberaubung.

Überprüfen Sie die Medikation ihrer Angehörige im Heim und unternehmen sie rechtliche Schritte, wenn man versucht Ihre Lieben aus Kostengründen mit Medikamenten zu Zombies zu machen. So eine Behandlung ist nicht nur ein Verstoß gegen Strafgesetze sondern auch gegen unser Grundgesetz.

Ich schicke Ihnen gerne meine Strafanzeige, damit Sie sehen können,  was in so einer Anzeige alles stehen muss.

Beschweren Sie sich, empören Sie sich, handeln Sie! Bemühen Sie rechtsstaatliche Möglichkeiten in dem Sie Zivilklagen einreichen und Strafanzeigen erstatten.   Der Fall Gustl Mollath hat gezeigt: Nur Druck führt zur Veränderung! In den Fällen, in denen Veränderung etwas kostet, kommt sie nicht von selbst herabgeschwebt von den Leuten, die diese Veränderungen etwas kosten würden.

Beten kann in diesem Fall auch nicht schaden. Vor allem das Glaubensbekenntnis an den Rechtsstaat 

Am besten jeden Abend vor dem Schlafengehen beten, um auch die himmlischen Heerscharen für diese Sache in Gang zu setzen. Wir leben doch in einem christlichen Land – oder etwa nicht?

 

Jugendfoto 2

In Memoriam:  Elfriede Schön 1.3.1923 – 29.7.2012

 

Life is sometimes not a rose garden

Life is sometimes not a rose garden

 

Kommentare sind geschlossen.